Bündner Offiziere ziehen den Hut vor der Armee

Unter dem Titel «Armeechef Blattmann nimmt den Hut» verkündete «suedostschweiz.ch» am 23. März 2016 die einvernehmliche Auflösung des Arbeitsverhältnisses des Chefs der Armee. In der Printausgabe wurden dann Bezüge zur Sistierung des Projekts Bodengestützte Luftverteidigung (Bodluv 2020) und zur Abgangsentschädigung des 3-Sterne- Generals hergestellt.

Dieses, auch auf den Armeechef Bezug nehmende «schmutzige Wäsche waschen» ist bedauernswert, da wohl nur ein ausgewählter Kreis die Gründe für die einvernehmliche Auflösung kennt. Zumal nicht abschliessend geklärt worden ist, warum Bodluv 2020 vorläufig sistiert worden ist. Ich hätte mir eine differenziertere Berichterstattung gewünscht. Viel wichtiger als die Gründe für den Abgang sind die Ergebnisse aus der partnerschaftlichen Zusammenarbeit zwischen Armeespitze und Kanton. Acht Jahre an der Spitze der Armee ist eine für dieses Amt überdurchschnittlich lange Zeit. Zumal sich die Armee aufgrund eines diffuser gewordenen Bedrohungsbildes mehr denn je rechtfertigen muss, was unvermeidlich darin mündet, dass sie mehr Angriffsfläche bietet. Nichtsdestotrotz bekannten sich Herr und Frau Schweizer 2013 mit 73,2 Prozent klar zu unserer auf der allgemeinen Wehrpflicht fussenden Milizarmee. Die Weiterentwicklung der Armee WEA ist ein Gewinn für diesen Kanton. Denn nicht nur investiert die Armee in naher Zukunft über 100 Millionen Franken in Graubünden. Nein, wir dürfen alle unsere Armee-Arbeitsplätze und Waffenplätze erhalten – den Schwächen des Euro zum Trotz, der unseren Tourismus aktuell markant schwächt. Zumal wir auch weiterhin ein Brigadekommando beheimaten dürfen, was anfänglich so nicht geplant war. Dies sichert uns den Zugang zu den politisch einflussreichen Stellen in Bern. Die Büroräumlichkeiten der Somedia stehen prominent am Churer Rossboden und zwar in direkter Nachbarschaft zur Armee. Ohne die Unterstützung von Blattmann sässen die Produzenten und Redakteure wahrscheinlich noch heute eng aneinander gepfercht an der Comercialstrasse. Und ohne die durch Blattmann befehligte Armee wären die A13 und die Linie der Rhätischen Bahn zwischen Ems und Chur 2013 nicht zu halten gewesen. Ja, Graubünden mit seiner einzigartigen Topografie ist am meisten von allen Kantonen auf eine gut funktionierende Armee angewiesen. Und das nicht nur wegen des Weltwirtschaftsforums, welches die Kassen von Hunderten von Betrieben in einer sonst flauen Zeit füllt. Zumal dies alles sozusagen «en passent» erledigt wird. Unterstützungsbrücke in der von Murgängen geschädigten Engadiner Val S-charl, Weltcuprennen auf der Lenzerheide, Weltcupfinals in St. Moritz – die Liste liesse sich beliebig fortführen. Wir Bündner Offiziere ziehen den Hut vor der Armee und damit vor ihrem höchsten Chef! Danke für all diese Mann- und Fraustunden Schweiss und Hingabe!

Oberstleutnant Urs Fetz, Präsident

Leserbrief in der Printausgabe der Südostschweiz vom 13. Mai 2016